Pädagogisches Café - das SAMR Modell

Sam begrüsst die Anwesenden LP zum zweiten pädagogischen Café und beginnt seine Präsentation mit einem Zitat von Widmer Reto, auf welches er am Schluss nochmals zurückkommen möchte: 


"Viele Verlage entscheiden sich derzeit für die digitale Ausgabe eines Lehrmittels, wenn es pädagogisch Sinn macht. Diese Prämisse wird sich irgendwann wohl umdrehen: Die vorherrschende Form wird digital sein - wenn es pädagogisch Sinn macht, gibt es ein gedrucktes Buch dazu.
Bis dann haben die Schulen noch etwas Zeit, ihre Infrastruktur fit zu machen für digitale Lehrmittel. Es gibt Nachholbedarf. In der am Anfang erwähnten Umfrage gaben rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass es an ihrer Schule kein Internet gibt. Knapp die Hälfte von ihnen sagte, es gäbe zwar Internet - aber es sei zu langsam." 


Widmer, Reto: Digitalisierung der Schule: So bald werden wir das Buch nicht los. Auf: SRF Digital, 2021.


Das SAMR Modell kann als Ergänzung zum 4K Modell (siehe Input von Gimmi zu Wirksamkeit) gesehen werden, denn beide Modelle haben nicht den gleichen Fokus. Das 4K Modell ist eher Schüler*innen zentriert, wobei das SAMR-Modell eher die Perspektive der Lehrperson einnimmt und letzterer erlaubt, digitale Unterrichtssequenzen zu reflektieren und zu evaluieren.   

Hinter dem SAMR Modell versteckt sich ein Akronym aus englischen Schlagwörtern: Substitution, Augmentation, Modification, Redefinition (Deutsch:  Ersetzung, Erweiterung, Änderung, Neubesetzung). Es umfasst zwei grössere Bereiche aus denen sich die vier oben genannten Ebenen ableiten: Der Bereich der Erweiterung und der Bereich der Transformation. 




Das Modell sieht sich nicht zwingend als Stufenmodell, denn die Lehrperson kann nach eigenen Kompetenzen und Zielen digitale Medien für den Unterricht auf verschiedenen Ebenen nützen. In diese Richtung geht folgendes Zitat:

„Es [das SAMR-Modell, S.v.D.] ist dabei jedoch nicht unbedingt als ein Stufenmodell zu verstehen, in dem Sinne, dass man sich als unterrichtende Person von einer zur nächsten Stufe weiter entwickelt und dabei die vorherigen Stufen hinter sich lässt. Vielmehr verdeutlicht dieses Modell, wie Lehrerinnen und Lehrer ihre eigenen Kompetenzen bei der Nutzung digitaler Technologien zur Entwicklung ihres Unterrichts erweitern können. Die vier Stufen des Modells ergänzen sich von daher und stellen gleichberechtigte Möglichkeiten dar, die je nach Unterrichtssituation und Medienkompetenz der Lernenden zur Anwendung kommen können.“



Fazit: das Modell kann helfen…
- unsere Kompetenzen zu reflektieren 
- die eigene Methodenvielfalt zu vergrössern
- Aufgabenstellungen gezielt(er) zu verfassen
- kreative Unterrichtssequenzen zu planen

Es soll nicht ein Modell sein, welches den Schüler*innen Informatikkenntnisse vermittelt. Zudem liegt es immer noch an der Lehrperson abwechslungsreichen und gut gestalteten Unterricht durchzuführen. 

Wenn wir wieder zu Widmers Zitat finden, leuchtet ein, dass eine einfache Substitution eines Mediums nicht zielführend ist. Ein analoges Medium durch ein digitales zu ersetzen, bringt noch keine signifikanten Unterschiede. Vielmehr braucht es neue Arbeitsformen, welche auf der im Bereich Transformation gewinnbringend sind. 

Diskussion

Mit den Anwesenden wird anschliessend diskutiert, ob es bereits Unterrichtssequenzen auf der Redefinitionsebene gibt. Die Antwort kommt aus der Physik, denn hier sind neue Sachen dank digitalen Medien möglich. Zum Beispiel können die Schüler*innen ihre Smartphones als Magnetfeldsensoren einsetzen und so Magnetfelder messen und deren Veränderung(en) verfolgen. Die Schüler*innen übernehmen hier eine aktive Arbeit und können etwas erforschen. 

Weiter wird diskutiert, dass wir in einer Transition leben: Schüler*innen sind zwar digital natives, aber haben immer noch mit materiellen/physischen Büchern gelernt. Es gilt hier mit den Schüler*innen zu diskutieren und abzuklären, ob und wie digital gearbeitet werden kann. Nicht alle Lerntypen sind gleich, dies gilt es unbedingt zu beachten. Wie es sich mit der Zeit verändern wird, werden wir sehen. 

Der Umgang mit der Geschwindigkeit, die durch digitale Medien entsteht, muss auch mit den Schüler*innen neu gelernt werden. So wird auch abwesenden Gemütern (durch mögliche Ablenkung auf ihren digitalen Geräten) besser entgegengehalten. Das Verarbeiten der Unterrichtsinhalte ist und bleibt ein grosses Ziel unserer Arbeit und die Eile soll der konzentrierten Arbeit weichen. Lernen braucht Zeit.

Als Lehrpersonen müssen wir im Bereich der Erweiterung zuerst auch Kompetenzen erlangen, damit die Transformation gelingt und neue, fordernde Inhalte entstehen können. Aufgaben müssen anders gestellt werden, damit sich der Einsatz digitaler Medien überhaupt lohnt und der Lernfortschritt gewährleistet ist. Substitution und Erweiterung alleine kreieren neue Probleme und sind vor allem in Kombination mit Modifikation und Redefinition sinnvoll. Dort eröffnen sich unserem Unterricht neue Möglichkeiten.

(bii)

Nachträgliche Denkanstösse

In der Diskussion nach dem Input zum SAMR-Modell unterhielten sich die Anwesenden zum Thema Lesekompetenz. Maik Philipp von der PH Zürich fasst im Blog seiner Einrichtung die Ergebnisse aus aktuellen Metastudien zusammen. Den interessanten Artikel kann man hier nachlesen. 
Sobald unter Lehrpersonen die Lesekompetenz der SuS diskutiert wird, fällt im gleichen Atemzug die Frage nach der Schreibkompetenz. Auch hier können sich Neugierige in die Materie vertiefen. Im deutschen Bildungs- und Sprachraum ist Dejan Mihalovic ein viel gefragter Experte für digitale Bildung. Mit diesem Link geht es zu seiner kritischen Reflexion zum Thema digitales Schreiben.
Und zu guter Letzt noch eine mögliche Inspirationsquelle für digitales Schreiben

(pag)




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