Künstliche Intelligenz und Texte

GPT-3 schreibt einen Maturaufsatz

Wenn man sich ein wenig für die Digitalisierung im Bildungswesen interessiert oder sich in den letzten Tagen mit irgendwelchen Medien informiert, stösst man immer wieder auf das Sprachverarbeitungsmodell GPT-3 der Organisation OpenI. GPT-3 ist eine künstliche Intelligenz, die so gute Texte schreibt, wie es bisher kaum vorstellbar war. In alarmierendem Ton wird in Medienkommentaren, Tweets und Blogs die Frage aufgeworfen, ob Lernende heute überhaupt noch lernen müssen, Texte zu schreiben, oder ob man überhaupt noch schreiben muss. Von Partyeinladungen bis zu Aufsätzen über das Frühfranzösische im Kanton Bern: GPT-3 übernimmt das Schreiben und es gelingt recht gut.
Falls ihr noch nie gesehen habt, wie GPT-3 funktioniert: Als Beispiel kann man sich das folgende, zweiminütige, Video ansehen. Darin sieht man, wie ich GPT-3 ein Aufsatzthema aus einer Reserveserie einer französischen Maturaprüfung "austeile". Der Chatbot schreibt den Aufsatz. Die Antwort kann sich durchaus sehen (lesen) lassen. 

Dann habe ich es mit einer Biologieaufgabe (Maturitätsprüfung Gymnasium Laufen 2010, online öffentlich) versucht. Würde die Fachschaft Bio dafür die volle Punktzahl geben?

Natürlich sollten wir uns alle bewusst sein, dass auch Schülerinnen und Schüler diese Software kennen (werden) . Was bedeutet das nun für uns? Welche Konsequenzen haben solche Anwendungen für Prüfungen, Hausaufgaben, Unterricht und Maturarbeiten?  Wie wird sich der Unterricht verändern? Wir werden wohl oder übel in den Fachschaften und schulübergreifend darüber reden und uns entsprechend informieren müssen.  

Im Sprachunterricht ist es analog zu den perfekt funktionierenden Übersetzungstools wie Deepl: Kann man diese technische Errungenschaft sinnvoll im Unterricht einsetzen? Kann man, zum Beispiel, anders an Stilistik und Spracherwerb arbeiten? Oder verallgemeinernd: Müssen irgendwann andere Aufgaben gestellt werden? Andere Prüfungsformen institutionalisiert werden? Könnten wir die guten Fragen statt der richtigen Antworten verlangen? Das gilt sicher auch für andere Fächer.

(pag, 8.1.2023)

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