Bessere Einblicke in Lernprozesse gewinnen

Bessere Einblicke in Lernprozesse gewinnen

Der Input wird von Theo Oggier, Mitglied vom pädagogischen Ausschuss, gehalten:

Theo erklärt, wie der pädagogische Ausschuss zum Thema gekommen ist, welches sehr nahe an der Thematik des Kollegiumstags, aber bereits vorher entstanden ist. Zu Beginn zeigt er uns den eigenen Schulbericht aus der Primarschule und macht den Bogen zum aktuellen formativen Beurteilen. Weiter erklärt er, wie die Gruppe im Verlauf des Jahres gearbeitet hat: Der pädagogische Ausschuss hat mit Lehrpersonen anderer Schulen aus allen Stufen gesprochen, um zu sehen was dort läuft. Sie haben festgestellt, dass, nebst der Digitalisierung, der Individualisierung und der hohen Durchmischung, das formative Beurteilen in vielen Schulen zum Tagesgeschäft gehört. An den Gymnasien ist es hingegen nur nach dem 1. Semester verbindlich. Zudem werden Lehrpersonen nur bei ungenügenden Schüler*innen aufgefordert, ein formatives Feedback zu verschiedenen Kategorien zu verfassen, was eher unbefriedigend ist und nur bedingt einer formativen Beurteilung entspricht. Es stehen also vier Fragen im Zentrum: Wieso sollte man an der formativen Beurteilung arbeiten? Was sind Bestandteile einer guten formativen Beurteilung? Wie kann und soll diese aussehen (Form)? Welches sind die Bedingungen für eine gute formative Beurteilung?

Der pädagogische Ausschuss ist der Meinung, dass man eine noch bessere Einsicht in den Lernstand / Lernprozess einer Schülerin oder eines Schülers haben muss, um formative Rückmeldungen zu geben. So ergibt sich nun auch natürlicherweise eine Verbindung zum Kollegiumshalbtag: der Lernprozess der SuS muss sichtbar gemacht werden.

Theo erläutert Formen von formativem Beurteilen im Unterricht der Mitglieder des pädagogischen Ausschusses, also wie diese den Lernprozess der SuS zu erfassen:


  • Listen und Umfragen: SuS werden aufgefordert, zum Beispiel auf One Note oder Google Forms, die Themen aufzuschreiben, welche sie noch repetieren möchten (der Vorteil bei Google Forms ist, dass eine Zusammenfassung der Resultate automatisch generiert wird und die Lehrperson hat so eine schnelle Übersicht über die Anliegen der SuS).

  • Lernportfolios: zum Beispiel auf Google Classroom oder One Note, kann die Lehrperson Kommentare zur Selbsteinschätzung der SuS direkt einfügen und versenden. Selbsteinschätzung und Feedback der Lehrperson formen mit der Zeit eine Art schnell abrufbares Portfolio.

  • Lektionenziel: Auf One Note notieren die SuS welche Lernziele sie (noch nicht) erreicht haben.

  • Kurzgespräche: da, zum Beispiel in der Mathematik, SuS oft selbständig arbeiten und üben, kann die Lehrperson vermehrt die Zeit für Kurzgespräche nutzen (gerade bei SuS welche Unterstützung brauchen).


Nach diesem kurzen Input wird die Diskussion mit den Anwesenden gestartet: Wie läuft das Erfassen des Lernprozesses bei anderen Lehrpersonen ab?

Nebst Gesprächen, welche im Unterricht geführt werden, werden die SuS aufgefordert im One Note Kommentare zu den Inhalten aufzuschreiben. Es werden öfters kürzere kleine Rückmeldungen eingeholt, um zu sehen, wo die SuS gerade stehen.

Ebenfalls wird diskutiert, dass der Fokus nicht auf dem Beurteilen, sondern eher auf einer Art Diagnose oder Einschätzung der SuS gelegt wird. Hierbei kann mit den SuS eine Meta-Ebene erreicht werden, welche bewirkt, dass sich LP und SuS auf gleicher Augenhöhe begegnen, die Inhalte besprechen können und danach besser auf die einzelnen Bedürfnisse eingegangen werden kann. Eine Idee könnte auch sein, dass SuS diese mehreren kleinen Rückmeldungen am Ende des Jahres evaluieren und zusammenfassen können, damit der Kreis geschlossen wird. So könnte auch die abschliessende formative Beurteilung im Zeugnis gemeinsam entstehen.

Es stellt sich die Frage der Datenmenge, die so generiert wird und die meisten sind sich einig, dass mehrere kleine Rückmeldungen bevorzugt werden sollten, anstelle von grossen Evaluationen. Es ist umstritten, ob sich alle Fächer hierfür eignen, was aber auch wieder dafür spricht, kürzer und öfters zu evaluieren, denn in jedem Fach sollte, wenn auch beschränkt, die Möglichkeit bestehen, den Lernprozess der SuS zu begleiten. Den Schwierigkeiten, in Fächern mit wenig Lektionendotation, soll Rechnung getragen werden. Diese Meta-Ebene, welche anstrebt, über das eigene Lernen Erfahrungen zu sammeln, sollte einen gleich grossen Stellenwert wie das vermittelte Wissen in einem Fach haben. So können sich die SuS weiterentwickeln.

In anderen Fächern werden SuS motiviert unter Peers das (nicht)verstandene im Unterricht zu teilen. Hier zeigt sich dann, dass mehrere SuS mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind, was wiederum die Motivation im Unterricht steigert. Zu Beginn (oder am Ende) einer Lektion können die SuS zum Beispiel 3 Sachen aufschreiben, die sie (nicht) verstanden haben, eine Frage notieren und Notizen gezeigt werden. So wird sichtbar gemacht, wo die SuS gerade stehen und andere SuS verfolgen ähnliche Herausforderungen gemeinsam innerhalb der Klasse.

Zudem eignen sich auch verschiedene Arbeitsformen, um den Lernprozess zeitgleich zu verfolgen. Als Beispiel werden Gruppenpuzzles genannt, bei denen schnell ersichtlich wird, ob ein Thema oder ein Text wirklich verstanden wurde. Einige SuS exponieren sich nicht gerne vor der Klasse, weshalb nur Rückfragen an die ganze Klasse, nicht immer zielführend sind.

Abschliessend kann gesagt werden, dass regelmässig formatives Beurteilen auch Rückschlüsse auf den eigenen Unterricht erlaubt. Haben die SuS ein Thema nicht begriffen, kann es zum Beispiel an den Erklärungen oder an der Schwierigkeit der Aufgaben liegen. Die LP kann so eingreifen und den Unterricht zum Teil anpassen. Dadurch ändert sich auch die Haltung der SuS, denn eine Eröffnung zum Dialog ist wichtig, damit Rücksicht auf die SuS genommen werden kann. Wichtig erscheint uns, nochmals zu betonen, dass es wichtig ist, regelmässig (wenn möglich nach jeder Lektion) zu überprüfen, ob die Lernziele einer Lektion (oder Sequenz) erreicht wurden. Der Fokus soll hier nicht auf der Datenmenge liegen, sondern eher auf der Qualität der Rückmeldungen. Hierfür können verschiedene Methoden gebraucht werden, von Formularen, zu Gruppenpuzzles, bis hin zu Handzeichen eignen sich für das Einholen kurzer Rückmeldungen zum Lernprozess der SuS. Es ist wichtig Einsicht zu gewinnen, damit die SuS wirksam gefördert werden können und auch wir können so unseren Unterricht regelmässig überdenken und weiterentwickeln.

Zum Abschluss weist Theo noch auf einen Artikel hin, der weitere Erklärungen zum formativen Beurteilen gibt. Die Powerpoint Präsentation ist hier zu finden.


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